Die Bereitschaft, sich ernsthaft mit der Unordnung in seinem Umfeld zu beschäftigen, entwickelt sich aus einer inneren Unzufriedenheit heraus, die man schon lange spürt, zunächst nicht wahr haben will, aber nicht mehr länger aushalten möchte.
Ordnungscoachs wie ich bringen diese (Un-) Ordnung wieder ins Gleichgewicht.
Man muss an einem gewissen Punkt sein, sein Lebensumfeld, die bisherige Lebensqualität und schließlich sich selbst zu ändern. Erst dann kann Veränderung beginnen. Und dieser Punkt ist bei jedem zu einem anderen Zeitpunkt und individuell gestrickt.
Genau wie eine Uhr, die sich normalerweise automatisch immer weiter dreht, dreht sich in unserem Gehirn genau das um sich selbst, mit dem wir uns mental gerade sehr beschäftigen. Wir können kaum noch abschalten, weil das Thema uns so sehr angeht.
Wenn wir morgens aufstehen und vor lauter Unordnung daran gehindert werden, pünktlich fertig gemacht zu Arbeit zu gehen, wird unser Puls sich erhöhen, es werden Stresshormone ausgeschüttet. Diese lassen uns nicht gerade entspannt zur Arbeit kommen. Außerdem schädigen Sie unser Nervensystem dauerhaft. Das wiederum macht uns anfällig für Krankheiten etc.
Stress macht krank
Wer sich monatelang oder noch länger mit einer negativen Situation lebt und abfindet, die er eigentlich nicht gut ertragen kann, bei dem wird sich irgendwann sein Körper zu Wort melden. Das kann sehr unangenehm werden, weil der Körper sich die "Schwachstellen" sucht und uns den Spiegel vorhält. Zunächst bringt man das nicht in den Zusammenhang. Aber dennoch ist diese Wortmeldung unseres Nervensystems ernst zu nehmen.
Wir haben beispielsweise öfter mal Migräne und kein Arzt kann die Ursache finden. Oder man hat Verdauungsprobleme, die langsam lästig werden und die man sich nicht erklären kann. Ich könnte hier noch mehr aufzählen, wie Tinnitus, Burn-Out, Essstörungen oder einfach nur Anfälligkeiten für Erkältungskrankheiten, Gedächtnisstörungen und Aggressionen.
Ordnung und Zeit
Weil hier ein enger Zusammenhang besteht.
Ordnung machen wollen ist eine Entscheidung.
Die kann man aber nur treffen, wenn man sich innerlich dazu befähigt.
Unordnung und Unzufriedenheit
Einige meiner Kund*innen schildern einen langen Leidensweg, der erst durch einen akuten Anlass oder der fachlichen Unterstützung durch Psychotherapeuten angestoßen worden ist.
Die Erkenntnis, "ich brauche Hilfe", muss im Verstand ankommen. Dort muss es erst weh tun, bis man bereit ist für einen anderen Weg, nämlich einen, der mit fachlicher und empathischer Unterstützung wieder begehbar wird.
Schauen wir auf eine Kundin, die sich seit Jahren mit einer Unmenge von Büchern zubaut.
Sie hat vor einigen Jahren ihren Mann verloren und hat keine Kinder, die mal ab und zu vorbei schauen, nach dem Rechten sehen, so zu sagen.
Diese intelligente Frau mittleren Alters steht ihren "Mann" im Beruf und kann sich behaupten. ---- außer in ihrem Zuhause. Dort haben die 1000 Bücher das Sagen.
Das geht soweit, dass sie sich nicht traut, das eine oder andere Buch zu verschenken, auszuleihen, überhaupt wegzugeben.
Obschon die Wohnung unter der Last der Bücherwände fast zusammen zu brechen droht,
die Coach und
die Sessel,
die Regale und
die Schrankoberflächen,
die Stühle und
der Esstisch...
...alles hat Besitz von den Büchern ergriffen! Sie ist zum Statisten geworden.
Ihr Argument?
"Bücher gibt man nicht weg, man verschenkt sie nicht, man wirft sie nicht weg, und überhaupt sind das ganz wertvolle Begleiter, an denen ich total hänge, ich kenne jedes Einzelne, als wäre es mein Kinde...! Wir wahr.
Was erzählt uns diese Frau?
Sie sagt eigentlich viel mehr, als wir hören! Sie erzählt von ihren Sorgen,
dass ihre Besitztümer ihr weggenommen werden könnten,
dass diese Schätze über Nacht verschwinden könnten,
dass sie morgens da steht und kein einziges Buch ist mehr da....!!
Panik in ihren Augen, wenn auch nur der Gedanke aufkommt, ein einziges Buch müsste die Wohnung verlassen.
Die Leidenschaft dieser Kundin kann man sofort nachvollziehen.
Sie brennt für ihre Büchersammlung.
Sie hat schon als Kind ihre Bücher gehortet und geliebt,
Sie hat sie geschont und kein einziges Eselsohr zu finden.
Eine besondere Beziehung zu diesen Büchern wurde über Jahrzehnte aufgebaut. Und - jetzt soll sich das abrupt ändern? Ein Aufschrei geht durch das Haus.
Eigentlich behandelt sie die Bücher wie Menschen.
Unordnung macht sich langsam breit!
Die Kundin hatte sich bei mir gemeldet und erzählt, dass sie die Bücherwände mal aufräumen möchte. Sie hätte gar keinen Platz mehr...
im Gästezimmer,
im Wohnzimmer,
im Flur,
weil die Büchersammlung immer größer wurde und nun eben auch auf den Möbeln rumlägen. Und das würde langsam lästig.
Meinen Vorschlag, mir das mal in Ruhe gemeinsam mit ihr anzuschauen, nahm sie zunächst spontan an.
Unordnung nicht wahrhaben wollen
Es kam leider zu keinen Aufräumtermin, da die Kundin innerlich gar nicht bereit für Veränderungen war. Der geschilderte Leidensdruck war noch nicht ausgereizt. Sie konnte es sich vorstellen, noch weitere Bücher anzuschaffen, ohne dafür die gleiche Anzahl weg zu geben.
Horten und sammeln!
Die Kundin hat mir angedeutet, sich bei Bedarf wieder zu melden. Bis heute natürlich keine Reaktion.
Ich hoffe, sie hat noch ein Plätzchen für neue Bücher gefunden. Ernsthaft muss ich ergänzen, dass diese Kundin noch nicht erkannt hat, dass sie auf dem besten Weg zu einem Messie ist. Leider ist das die traurige Wahrheit.
Loslassen!
Immer dann, wenn Menschen sich mit geliebten, vielen Dingen umgeben und diese ohne ersichtlichen Grund weiter anhäufen und sich im Gegenzug aber nicht von einer Überlast dessen befreien können, laufen sie Gefahr, sich damit zuzumauern.
Und das ist ungesund. Das Loslassen von Dingen,
die Geld gekostet haben,
die man geschenkt bekommen hat,
die man gebastelt hat,
die man von den Kindern in Erinnerung behalten möchte,
die man gefunden hat,
die aus einer früheren Ehe kommen,
die den Großeltern gehört haben...
kann sich über Jahre hinauszögern bis hin zur totalen Verweigerung, mit Begründungen, die man als Partner, Außenstehender, Bekannter, Freund nicht mehr nachvollziehen kann.
Handfeste Argumente greifen hier nicht. Hier hilft nur die beschriebene Schmerzgrenze, die richtig weh tun muss. Der Leidgeprüfte muss sich selbst melden.
Veränderung macht den Kopf und dann die Hände frei!
Gehen wir davon aus, die Kundin hat sich tatsächlich wieder gemeldet. Dieses Mal erzählt sie mir, dass ihre Therapeutin ihr den Hinweis und Ratschlag gab, sich bei mir zu melden.
Was erzählt sie mir eigentlich?
Das sie ohne eigene Kraft nie bei mir angerufen hätte. Das macht die Aufräumaktion nicht einfacher. Sensibel und empathisch vorzugehen, ist hier der Ansatz.
Was macht ein Ordnungscoach tatsächlich, wenn ein Kunde/Kundin aufräumen lassen möchte, aber innerlich so zerrissen ist?
Unterstützung geben
Für mich bedeutet das, sehr langsam und sorgsam vorzugehen.
Das Tempo kann erst langsam gesteigert werden, wenn der Kunde/die Kundin das Signal dazu sendet.
Intrinsische Motivation
Wenn ein Kunde/Kundin selbst beginnt, die Dinge anzufassen, um Platz zu schaffen.
Wir reden noch nicht von Wegräumen oder Aussortieren! Das wäre viel zu früh!!
Wenn ein Kunde/Kundin darüber redet, im "Gästezimmer soll ein neues Bett rein" oder "im Flur stehen viel zu viele Schuhe, die mir gar nicht mehr passen/gefallen".
Wenn ein Kund/Kundin vorschlägt, die überfüllte Kiste mit den alten Zeitungen vom Wohnzimmer in den Flur zu schieben...
ganz nahe an die Haustüre,
fast schon im Hauseingang, fast schon draußen vor der Eingangstüre,
fast schon in der Papiertonne, aber nur fast!
Solche Sätze sind ein Anfang, der genutzt werden muss.
Techniken lernen
Wenn Kund*innen Bereitschaft aktiv zeigen, selbst die wertvollen Dinge anzufassen, um sie von hier nach da zu räumen, ist ein wichtiger Schritt getan.
Sie verlassen jetzt die alles beherrschende Verlustschiene und passen sich langsam der Erkenntnis an, das Veränderung eintreten wird.
Jetzt ist der Moment gekommen, dass ich Schritt für Schritt immer mehr von der Kundin/dem Kunden "verlangen" kann.
Wir nehmen uns kleine Aufgaben vor, die erreichbar sind, für diese Stunden, heute. Nicht mehr.
Wenn wir das geschafft haben, wird ein Fazit gezogen, an dem wir bei der nächsten Session anknüpfen können. Und so weiter...obwohl: es kann auch Rückschläge geben, die man akzeptieren muss.
Meine Ratschläge sind immer nur so gut, als dass der Kunde/die Kundin sie annehmen kann und wir sie gemeinsam umsetzen, vorausgesetzt der persönlichen Lebenssituation, in der sich Kunden gerade befinden.
Wenn wir in dieser Weise gemeinsam zum Ziel kommen, ist ein elementarer Schritt in Richtung "Ordnung im Leben gibt Lebensqualität zurück" erreicht worden.
Die Gedanken und das Tun müssen sich treffen, damit man Hand in Hand in ein entspannteres Leben schauen kann.
In diesem Sinne möchte ich als Ordnungscoach all denjenigen Mut machen, sich helfen zu lassen, weil zu viel Unordnung schadet.
Das darf kein Dauerthema werden.
Melden Sie sich gerne, wenn ich Ihren Nerv getroffen habe, ich bin für Sie da. Fragen Sie ganz unverbindlich an.
Herzlichst Ihre Conny Weckauff aus Neunkirchen-Seelscheid
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